Artikel veröffentlicht am: 15.11.2013, 17:08 in der Bernerzeitung
https://www.bernerzeitung.ch/tobler-protecta-ag-gewinnt-berner-sozialstern-696168425233

Tobler Protecta AG gewinnt Berner Sozialstern

Die Ipsacher Schutzbekleidungsherstellerin Tobler Protecta AG erhält den fünften Berner Sozialstern. Dieser wird jährlich für besondere Leistungen bei der Integration von Menschen mit psychisch bedingter Leistungseinschränkung vergeben.
Das Seeländer Unternehmen bietet physisch eingeschränkten Menschen Einstiegarbeitsplätze.
Lukas Lehmann, Keystone

Tobler Protecta wird mit dem Berner Sozialstern der Universitären Psychiatrischen Dienste (UPD) ausgezeichnet. Diesen erhält die Schutzbekleidungsherstellerin für ihr langjähriges Engagement zugunsten von Menschen mit psychisch bedingten Einschränkungen. Solchen Menschen biete die Seeländer Firma immer wieder Einstiegsarbeitsplätze an und bemühe sich auch, langfristige Lösungen, also Festanstellungen, zu finden. Das schreibt die UPD-Geschäftsleitung in einer Mitteilung vom Freitag.
Prädikat für besondere Leistungen

Anerkennung für herausragende Leistungen
Es ist das fünfte Mal, dass die UPD Bern einer Firma den Sozialstern für besondere Leistungen zugunsten der beruflichen Integration von Menschen mit psychisch bedingter Leistungseinschränkung verleiht. Der Preis ist mit 10'000 Franken dotiert. Das Geld muss für weitere Massnahmen in diesem Bereich eingesetzt werden.

Am späteren Freitagnachmittag nahmen Vertreter der Tobler Protecta AG im Berner Rathaus den Preis entgegen. Das Unternehmen beschäftigt 15 Angestellte. 24 Firmen waren für den Berner Sozialstern 2013 nominiert.

SDA/asg

Der Berner Sozialstern-Preis wird an Unternehmen in der Region Bern verliehen, die sich aktiv für die berufliche Integration von Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen einsetzen. Der Preis beinhaltet 10.000 Schweizer Franken für spezifische Zwecke, um die Integration dieser Menschen weiter zu unterstützen. → www.bernersozialstern.ch


Originalartikel vom 16.11.2013, 10:28 im Bieler Tagblatt
https://web.bielertagblatt.ch/nachrichten/wirtschaft/wenn-jemand-hinfaellt-dann-hilft-man-ihm-doch-beim-aufstehen

«Wenn jemand hinfällt, dann hilft man ihm doch beim Aufstehen»
Die Tobler Protecta aus Ipsach ist gestern mit dem Berner Sozialstern ausgezeichnet worden

Firma Tobler Protecta aus Ipsach gewinnt Berner Sozialstern
Lukas Rau, Foto-Credit: Bilder von Peter Samuel Jaggi

«Ich habe drei Jahre gekämpft. Die Spirale hat sich gedreht, es wurde schlimmer und schlimmer», erzählt Marcel Grunder. «Und dann hats geknallt.»

Der gelernte Koch aus Nidau hat 20 Jahre auf dem Beruf gearbeitet, 16 davon im selben Betrieb. «Ich war gerne Koch», sagt Grunder. «Aber es wurde alles zu viel.» Der Vater von zwei Kindern hatte eine Erschöpfungsdepression erlitten, auch bekannt unter dem Schlagwort Burnout. «‹Bin das denn ich?› habe ich mich gefragt. Ich habe mich selber nicht wiedererkannt…», erinnert sich Grunder. Seit Juli dieses Jahres hat der 43-Jährige nun eine Festanstellung bei der Tobler Protecta, Vollzeit, unbefristet. Die Unterstützung der IV ist nicht mehr nötig.

Das ist alles andere als selbstverständlich. Zwischen Grunders Zusammenbruch und der Festanstellung bei der Tobler Protecta ist viel geleistet worden, von Grunder selbst, von den verschiedenen Institutionen und Diensten, die ihn begleitet haben, und nicht zuletzt auch von den Mitarbeitern der Tobler Protecta.

«Keine 08/15-Lösungen»
Für ihr Engagement in der beruflichen Reintegration von psychisch angeschlagenen Menschen wird die Tobler Protecta nun mit dem Berner Sozialstern ausgezeichnet (siehe Infobox). Die Protecta handelt mit persönlicher Schutzausrüstung, Sicherheit von Kopf bis Fuss lautet denn auch das Motto.

Das Unternehmen arbeitet seit knapp fünf Jahren mit dem Job Coach Placement zusammen, einem Dienst der Universitären Psychiatrischen Dienste (siehe Zweittext). «Zu Beginn war es ein Mehraufwand», sagt André Tobler, der sich die Geschäftsleitung der Protecta mit Urs Wyss teilt. «Aber wenn man die Fortschritte sieht, macht das alles wett.» Bisher konnte die Firma zwei Betroffene aus dem Job Coach Placement übernehmen und nach einiger Zeit zu 100 Prozent anstellen, sie also erneut in der Arbeitswelt integrieren. «Die Betreuung ist manchmal intensiv und sehr individuell», erklärt Urs Wyss. «Es gibt nun mal keine 08/15-Lösungen.» Bis jetzt konnten die beiden Geschäftsführer aber auf das Verständnis und die Unterstützung ihrer Belegschaft zählen, worauf sie stolz sind. Wyss weiss: «Wenn die Mitarbeiter nicht einverstanden sind, ist das Projekt zum vornherein zum Scheitern verurteilt.»

«Eine Befreiung»
Dass Marcel Grunder nun im Lager bei der Protecta arbeitet, ist nicht nur Zufall. In der Phase der Erholung besuchte er während drei Monaten eine ambulante Therapie in einer Klinik. So konnte er jeden Abend zurück zu seinen Kindern und seiner Frau. «Sie hat mich sehr unterstützt in dieser Zeit», sagt er. Schliesslich machte sich der Nidauer in Begleitung von Fachpersonen auf, um neue berufliche Perspektiven zu suchen. Den Kochberuf aufzugeben, fiel ihm alles andere als leicht. «Aber als ich die Entscheidung dann getroffen hatte, war es wie eine Befreiung.» Beim Schnuppern war ihm die Tobler Protecta von Beginn an sympathisch. «Der Umgang war sehr menschlich, fast schon familiär», meint Grunder. Und so ist er geblieben.

«Ferien auf den Malediven»
Ein gutes Arbeitsklima zu schaffen, ist den Geschäftsführern Tobler und Wyss wichtig. Dass sie sich darüber hinaus auch für die Reintegration von IV-Bezügern einsetzen, hat mit ihrem ethischen Verständnis zu tun. «Wir glauben, dass der Mensch von Gott erschaffen wurde, das gibt ihm eine andere Würde, als wenn man annimmt, dass er ein Zufallsprodukt sei», erklärt Tobler. Und Wyss ergänzt: «Wenn ich sehe, wie jemand auf der Strasse umfällt – dann gehe ich doch hin und helfe ihm beim Aufstehen. Das ist doch normal, das hat auch nichts mit Motivation zu tun, sondern mit der Lebenseinstellung. Kommt jemand in eine schwierige Lebenssituation, ist man so gesehen auch verpflichtet zu helfen, wenn man die Möglichkeit dazu hat.» Wyss hält auch fest, dass die Tobler Protecta bei Weitem nicht die einzige Firma sei, die sich sozial engagiere.

Er ist sich sicher: «Gerade in KMU wird viel mehr gemacht, als man an der Oberfläche sieht.» Die 10 000 Franken, mit denen der Sozialpreis dotiert ist, wollen die beiden Chefs für Ferien auf den Malediven verputzen. Nein, natürlich nicht: «Das Geld ist zweckgebunden, wir wissen noch nicht, wofür wir es einsetzen», sagt Tobler. «Ein Teil soll der Belegschaft zugutekommen. Mit ihrem grossen Engagement haben sie sich dies redlich verdient.»

Der Berner Sozialstern
  • Wird vom Job Coach Placement organisiert
  • Jury aus Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Politik, Invalidenversicherung und Psychiatrie
  • Ist mit 10 000 Franken dotiert, die zweckgebunden sind.
Der Sozialstern wird jährlich an Firmen vergeben, die:
  • sich über längere Zeit für die berufliche Integration von Menschen mit einer psychisch bedingten Leistungseinschränkung einsetzen
  • betroffenen Menschen angepasste Arbeitsplätze anbieten
  • in der Region Bern tätig sind (Solothurn und Thun haben einen eigenen Sozialstern)

Verkürzte Ladenöffnungszeiten

Aufgrund eines Systemwechsels und Schulungen gelten vom 22.04.2024 bis 03.05.2024 verkürzte Öffnungszeiten für den Ipsacher Laden:
Mo und Di: 15.00-17.00 Uhr
Mi: 15.00-19.00 Uhr
Do und Fr: 15.00-17.00 Uhr

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